Das war jetzt aber „traumatisch“ – Was macht Trauma wirklich aus?

22. April 2025 | 0 Kommentare

Hörst du das auch immer mal wieder von Freunden, die gerade eine unangenehme Situation überstanden haben? Heute wird das Wort „traumatisch“ tatsächlich sehr oft falsch gebraucht. Das macht es umso schwerer für Menschen, die wirklich ein Trauma oder sogar mehrere erlebt haben. Denn so schlimm kann es ja nicht gewesen sein, wenn man doch dauernd hört etwas war „traumatisch“.

Ich sage ganz ehrlich mit Blick auf meine Klient*innen und meine Erfahrungen: Es kann viel viel schlimmer gewesen sein, als alles was du dir vorstellen kannst. Denn genau das macht Trauma anteilig aus. Peter Levine, langjähriger Traumatherapeut und Erfinder von Somatic Experiencing, hat einmal treffend wie folgt formuliert:

„Traumatisiert zu sein bedeutet, zu einem nicht enden wollenden Albtraum verurteilt zu sein, in dem die unerträglichen Qualen immer wieder von Neuem ablaufen, sowie Opfer diverser Wahnvorstellungen und Zwangsstörungen zu werden. Traumatisierte Menschen erleben, dass ihr Leben so lange stillgelegt ist, bis sie irgendwie in der Lage sind, die Störungen zu verarbeiten….“

Dieses Zitat bringt auf den Punkt, wie sich viele meiner traumatisierten Klient*innen vor unserer Arbeit fühlen: Aus dem Leben gerissen, aufs Abstellgleis gestellt, in ihrem Kopf Scherben. Stell es dir einmal selbst vor: eben noch läuft dein Leben super und dann bumm reißt dich ein Autounfall, ein Überfall, eine schwere Krankheit raus. Genau das sind Situationen, die laut der Internationalen Klassifikation der WHO für (psychische) Erkrankungen  unter den Begriff Trauma fallen: „ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.“[i] Diese Definition zeigt schon, dass etwas traumatisches nichts mit Alltag zu tun hat, sondern das eine Sache, die ein wirkliches Trauma hervorruft eine außergewöhnlich Bedrohung oder Katastrophe darstellen muss, die nicht nur bei uns selbst sondern eben nahezu jedem tiefe Verzweiflung auslösen würde. Louise Reddemann definiert in ihrem Trauma-Selbsthilfe Buch noch konkreter:

“Trauma heißt Verletzung. Diese kann sowohl körperlich als auch seelisch sein. Definitionsgemäß erfüllt ein traumatisches Ereignis folgende Kriterien: Die Person war selbst Opfer oder Zeuge eines Ereignisses, bei dem das eigene Leben oder das Leben anderer Personen bedroht war oder eine ernste Verletzung zur Folge hatte. Die Reaktion des Betroffenen beinhaltete Gefühle von intensiver Angst, Hilflosigkeit oder Entsetzen.”[ii]

Zusammenfassend ist damit klar: Trauma heißt einer Situation ausgeliefert zu sein. Plus Gefühle von Ohnmacht, weil ich mich, um z.B. den sexuellen Übergriff überhaupt zu überleben nicht wehren darf oder weil ich keine Chance zum Entkommen habe, in meinem Autowrack eingesperrt bin und hilflos warten muss, bis Feuerwehr mich befreit. Jetzt sind die wichtigsten Elemente klar, die ein Trauma ausmachen, doch tatsächlich ist der Begriff noch vielfältiger als du vielleicht denkst. Noch mehr? Ja, denn es gibt verschiedene Arten und Spielarten von Trauma und ggf. stellt sich dir gerade auch die Frage: wieso fühle ich mich nicht so schlimm, obwohl ich auch so ein Erlebnis hatte? War es bei mir denn nicht so wild oder ist an mir was falsch, wenn ich mich trotzdem gut fühle? Wenn du diesen Punkten mehr wissen willst, schau gerne in meinen nächsten Blog, dann erfährst du mehr zu diesen und vielen weiteren Punkten rund um Trauma und wie es Leben beeinflussen kann.

[i] : Diling /Freyberg (2020), S.173

[ii] : Reddemann /Dehner-Rau (2018), S. 13

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