Trauma gleich Trauma, oder?

10. Mai 2025 | 0 Kommentare

Ganz so einfach ist es nicht, trotz der scheinbar klaren Definition von Trauma. Tatsächlich gibt es einige Möglichkeiten, Traumata zu unterscheiden und diese können sich auch darauf auswirken, ob sich aus dem Trauma langfristig eine psychische Erkrankung entwickelt oder nicht.

Zunächst einmal wird in Trauma Typ I und Typ II unterschieden. Typ I steht für kurze einmalige traumatische Erfahrungen, wie einen Erdrutsch oder einen Unfall. Im Gegensatz dazu bezeichnet Typ II Traumata, die langanhaltende oder mehrfache Ereignisse umfassen, wie Geiselhaft oder wiederholte Vergewaltigung. Ist jetzt also dann Typ I leichter zu bewältigen als Typ II? Nicht unbedingt, denn es gibt noch ein weiteres Kriterium, nach dem Traumata unterschieden werden und zwar wird zwischen intendierten, beabsichtigten und akzidentiellen, zufälligen traumatischen Ereignissen unterschieden. Jemand absichtlich ein Trauma zufügen? Ja leider gibt es solche interpersonellen, man-made traumatischen Erfahrungen -typische Beispiele im Bereich Typ I sind kriminelle, körperliche oder sexualisierte Gewalt oder ein Banküberfall. Im Bereich Typ II findest du hier z.B. Misshandlung, Folter, politische Verfolgung etc. Die angefügte Tabelle zeigt dir das bisherige nochmal in tabellarischer Form:

Vielleicht kannst du dir jetzt schon denken, dass diese letzte Unterscheidung eine Wirkung darauf hat, wie sich Trauma auf unsere Psyche auswirkt. Ja richtig, man-made ist meist schlimmer, schwerer zu ertragen, vor allem weil Opfer häufig noch die Emotionen des Täters mitnehmen und sich selbst für das Erlebte schuldiger fühlen als der Täter. Oder – noch fast grausamer by man-made – sich von Freunden und Angehörigen noch z.B. einem Übergriff sagen lassen müssen, du warst ja selbst schuld, wer geht schon so raus oder ist um die Zeit im Park. Dass ist dann fast doppelt traumatisch als Reaktion von Menschen, deren Verständnis sich der Traumatisierte gewünscht hat, auf deren Unterstützung und Würdigung für das Erlebte gebaut wird. Am allerschlimmsten ist man-made dann, wenn es sich um Gewalt in der eigenen Familie handelt wie von Eltern gegenüber den Kindern: denn hier geht die traumatische Handlung, die Tag von einer Person aus, die eigentlich eine Schutzfunktion hat, der vertraut wird.

Bisher gab es für diese Art der Traumatisierung „die von lauter plötzlichen und bedrohlichen (gewalttätigen, übergriffigen, verletzenden) Erlebnissen geprägt ist, die sich über Jahre hinzieht“ noch keine eigene Bezeichnung. Doch mit der 2022 erschienen ICD 11 ist jetzt das komplexe Trauma als Diagnose möglich – oft als Bezeichnung für eine entsprechend geprägte Kindheit und verbunden mit der Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung. Was aber ist mit allem anderen und wo gehören Krieg und Flucht hin?

Krieg, das war mal einfacher, als es wie im 1. Weltkrieg noch reine Schlachtfelder gab und zwei Armeen den Krieg dort zwischen sich ausgetragen haben – man-made. Aber ist das heute noch so eindeutig zu sagen? Sicherlich kann man sagen Krieg ist man-made, wenn wir Putin als Hauptverantwortlichen für den Krieg in der Ukraine sehen wollen oder Bashir Assad für den über 10jährigen Krieg in Syrien. Aber tatsächlich hat Krieg heute, außer in Situationen wo wirklich noch Mann gegen Mann gekämpft wird auch Teile von akzidentiellem, da der Täter nicht eindeutig identifizierbar ist, dem Opfer nicht in die Augen schaut: Da sind wir beim Bombenkrieg, wo der Hubschrauberpilot beim Abdrücken zwar weiß „ich bringe Tod“ aber eine hohe Distanz zu seinen Opfern hat, nicht im Vorfeld 1:1 plant, wen er verletzen, verstümmeln, töten will. Was macht daran den Unterschied für Betroffene?

Erst einmal sind die Traumatisierten selten alleine mit ihrem Erleben, es gibt meist mehrere Menschen, die dasselbe erlebt haben. Durch diese kollektive Form des Traumas kann die Verarbeitung erleichtert werden, weil automatisch schon Menschen da sind, die Verständnis haben, auch Verlust erlitten haben, gemeinsames darüber Reden, Schweigen, Trauern möglich ist. Das kann hilfreich sein – und gilt genauso für andere zufällige Ereignisse, die Traumawirkung haben können, so Naturkatastrophen. Hier kommt z.B. bei einem Erdbeben oder Wirbelsturm noch dazu, dass eine „höhere Macht“ dahintersteht, etwas quasi nicht Änderbares. Dies macht das Leid der Betroffenen zwar nicht kleiner, aber es reduziert individuelle Gefühle von Schuld, kann es leichter machen, das Geschehen in die eigene Biografie oder in die der betroffenen Gruppe zu integrieren. Also Trauma nicht gleich Trauma – aber was passiert eigentlich bei Trauma im Gehirn und muss es dir (dauerhaft) schlecht gehen, wenn du etwas Traumatisches erlebt hast? Zu letzterem verspreche ich dir – siehe meinen zweiten Mailblog in Kürze – dass es immer die Chance auf Besserung gibt und zum Ersten – im Juni gibt es dazu mehr.

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