Verletzte Grenzen heilen

22. Oktober 2025 | 0 Kommentare

Was ist damit gemeint „verletzte Grenzen“ und überhaupt, was soll das mit Grenzen? Ich will doch keine Grenze um haben. Tatsächlich wirst du merken, dass du wie jeder „gesunde“ Mensch eine ganz natürliche Grenze um dich hast, es geht nämlich darum, wie nah dir andere Personen kommen dürfen, wie viel Nähe dir angenehm ist und wie viel Distanz du zu anderen brauchst. Normal ist es z.B. dass du nicht jedem erlaubst, dich zu umarmen, in direkten Körperkontakt mit dir zu kommen – das ist deiner Familie oder besten Freunden vorbehalten. Im Alltag lässt du Fremde Menschen eher nicht so nah an dich ran, ein Meter ist oft so der Abstand fürs erste Kennenlernen – nah genug um sich die Hand zu geben, aber eben nicht mehr. Und du hast im Idealfall gelernt, dass du „Stopp“ sagen darfst, wenn dir jemand ungefragt zu nahe kommt und du das gerade nicht möchtest, dir die Person vielleich unsympathisch ist.

Gerade bei traumatisierten Menschen sind aber oft die natürlichen Grenzen verletzt worden, z.B. bei einem Übergriff oder durch Misshandlungen. Ihr „Nein“ wurde mit Gewalt durchbrochen, der Körper ggf. verletzt. Sollte so etwas in Kindheit und Jugend passiert sein, ist es für die Betroffenen oft sogar so, dass sie gar nicht glauben, dass Recht auf Grenze zu haben, bei einer ungewollten Annäherung „nein“ sagen zu dürfen. Aber zum Glück hat der amerikanische Traumatherapeut Peter Levine einen Weg gefunden, wie wir unsere verletzten Grenzen heilen können bzw. auch erkennen können, wie nah wir andere, fremde wirklich freiwillig an uns ran lassen. Und ich garantiere dir, die meisten sind bei der Übung überrascht, wenn sie das erste Mal ihre reale Grenze erkennen. Wie funktioniert das Ganze nun?

Du brauchst für diese Übung nur einen freien Raum, eine Person zu der du Vertrauen hast und ein Springseil. Dann wählst du das Springseil in der Hand, deine Position im Raum und dein*e Vertraute*r geht soweit wie möglich weg von dir. Nun legst du das Springseil um dich aus. Es markiert deine Grenze, von der du nicht möchtest, dass sie überschritten wird. Sobald du fertig bist nähert sich deine vertraute Person langsam dieser Grenze und du darfst – unabhängig deiner mit dem Springseil gelegten Grenze – „Stopp“ sagen, sobald dir die Person zu nahe kommt. Das ist beim ersten Mal zu 90% der Fall, denn ob Trauma oder nicht, fast alle unterschätzen ihre persönliche Grenze, den Freiraum, den sie für sich brauchen, um sich gut zu fühlen. In dieser Situation geht die Vertraute Person wieder soweit weg wie möglich und du darfst deine Grenze mit dem Springseil neu auslegen und erst wenn du fertig bist, geht ihr in einen zweiten Versuch. Dieses Vorgehen setzt du jetzt solange fort, bis ihr gemeinsam deine aktuelle Grenze gefunden hast. Lust es auszuprobieren? Dann leg gleich los und wundere dich nicht, wenn du am Anfang einen recht großen eigenen Raum brauchst – du bist verletzt worden und diese Verletzung darf erst heilen, bevor wieder mehr Nähe geht. Wiederhole die Übung einfach von Zeit zu Zeit und erlaube dir zu erleben, wie du mit jedem Heilungsschritt auch wieder mehr Nähe zulassen kannst.

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